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Melchisedek: Der ehemalige und zukünftige König

Ein Hit der 70er Jahre begann mit den folgenden, fragenden Worten: „Wenn ein Bild mehr als 1000 Worte sagt – warum kann ich dann dich nicht malen? In den Worten käme nie dein Ich zum Vorschein, das ich kennengelernt habe.”(1)

Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte. Ein Gemälde oder Foto enthält Informationen, mit denen man viele, viele Seiten füllen könnte. Und selbst dann würden in der Beschreibung wahrscheinlich noch Details fehlen. (Bild links: Marie Joséphine Charlotte du Val d'Ognes (1786-1868) 1801 – Marie Denise Villers French)

Metaphern und Symbole sind gewissermaßen die Gemälde der Heiligen Schrift. Sie haben uns tausende Informationen zu übermitteln. Ein Symbol liefert uns eine Fülle an Nuancen, die verloren gehen würden, hätte man eine andere Ausdrucksform gewählt. Ein Paradebeispiel für biblische Symbolik ist die Aussage Johannes des Täufers über den Erlöser: „Siehe, das Lamm Jahuwahs, das die Sünde der Welt hinwegnimmt!“ (Johannes 1,29) Die Formulierung „das Lamm Jahuwahs“ stellt sofort den Bezug zum Opfersystem her, das eingesetzt wurde, um den Erlösungsplan verständlich zu machen.

Die Figur des Melchisedek bildet ein weiteres Symbol, das uns in der Bibel vorgestellt wird. In Psalm 110,4 steht: „Jahuwah hat geschworen, und es wird ihn nicht gereuen: Du bist Priester in Ewigkeit nach der Weise Melchisedeks!“ Die Bedeutung dieses seltsamen Verweises wird hervorgehoben, wenn der Autor Hebräerbriefes diesen Vers wörtlich zitiert: „Denn er bezeugt: »Du bist Priester in Ewigkeit nach der Weise Melchisedeks«.“ (Hebräer 7,17)

Die Bibel legt sich immer selbst aus. Um dieses Symbol zu verstehen, müssen wir nur 1. Mose 14 aufschlagen. Dort erfahren wir, wer Melchisedek war und wofür er bekannt wurde.

Melchisedek: Ein rätselhafter Mann

Jahre vor der Geburt Isaaks, die Abram ein Funkeln in die Augen und Sarah ein Lachen auf die Lippen zauberte, wurden Lot und seine Familie in einem Krieg zwischen mehreren kanaanitischen Königen gefangengenommen. Als Abram diese Nachricht bekam, versammelte er sofort ein kleines Heer von Dienern und verfolgte die Sieger bis in den hohen Norden. Er entriss ihnen alle Gefangenen und nahm ihnen auch die ganze übrige Beute wieder ab, die sie den Städten der Ebene gestohlen hatten.

Als Abram und seine Armee in den Süden zurückkehrten, kam ihnen eine mysteriöse Person entgegen. 1. Mose 14,18 sagt uns hierzu: „Aber Melchisedek, der König von Salem, brachte Brot und Wein herbei. Und er war ein Priester Gottes, des Allerhöchsten.“

Melchisedek war ein König. Und er betete den "höchsten Gott", nämlich Jahuwah, an. Aber die Geschichte endete hier noch nicht. Melchisedek sprach nämlich einen Segen über Abram aus, der dann Melchisedek seinen Zehnten gab!

Nachdem er den Zehnten von Abram erhalten hatte, zog sich dieser geheimnisvolle Mann – bildlich gesprochen – wieder in den Nebel zurück, aus dem er gekommen war, und wurde nie wieder gesehen. Wir wissen nicht, wo er herkam, und auch nicht, wer seine Vorfahren waren. Uns ist auch nicht bekannt, wie er überhaupt zum Priester Jahuwahs wurde. Alle diese “überflüssigen“ Informationen werden hier ausgelassen. Wir erfahren nur das Wesentliche. Melchisedek erscheint plötzlich in der Heiligen Schrift und zieht sich ebenso schnell wieder zurück. Doch die Geschichte dieser mysteriösen Person liefert uns ein paar Details, die uns viel über den Dienst des auferstandenen Erlösers verraten.

König der Gerechtigkeit

Der Name Melchisedek bedeutet “König der Gerechtigkeit“. Die Bibel liefert uns eine Fülle von Informationen über die Fehler und Schwächen der engagiertesten Anhänger Jahuwahs. Aber es gibt keine Aufzeichnungen dieser Art über Melchisedek. In diesem Punkt ähnelt er unserem Erlöser Jahushua. Kein anderes menschliches Wesen hat so deutlich auf Christus hingewiesen wie Melchisedek.

Der Autor des Hebräerbriefes erklärt uns:

„So seht nun, wie groß der ist, dem selbst Abraham, der Patriarch, den Zehnten von der Beute gab! Zwar haben auch diejenigen von den Söhnen Levis, die das Priestertum empfangen, den Auftrag, vom Volk den Zehnten zu nehmen nach dem Gesetz, also von ihren Brüdern, obgleich diese aus Abrahams Lenden hervorgegangen sind; der aber, der sein Geschlecht nicht von ihnen herleitet, hat von Abraham den Zehnten genommen und den gesegnet, der die Verheißungen hatte! Nun ist es aber unwidersprechlich so, dass der Geringere von dem Höhergestellten gesegnet wird; und hier nehmen sterbliche Menschen den Zehnten, dort aber einer, von dem bezeugt wird, dass er lebt. Und sozusagen ist durch Abraham auch für Levi, den Empfänger des Zehnten, der Zehnte entrichtet worden; denn er war noch in der Lende seines Vaters, als Melchisedek ihm begegnete.“ (Hebräer 7,4-10.)

Die Tatsache, dass Melchisedek Abram, dem Vorfahren Aarons und seiner Priesterlinie, einen Segen erteilte, stellt klar, dass das Priestertum Melchisedeks dem späteren levitischen Priestertum übergeordnet ist.

König des Friedens

Melchisedek war jedoch nicht nur der “König der Gerechtigkeit“. Als König von Salem war er auch "König des Friedens", denn Salem bedeutet Frieden. Das ist wieder ein schöner Verweis auf den Erlöser Jahushua, der ja der Friedefürst genannt wird.

Trinitarier haben lange Zeit darüber spekuliert, ob Melchisedek entweder der Heilige Geist oder der präexistente Christus gewesen sein könnte. Einige haben sogar vermutet, dass er der himmlische Vater in menschlicher Gestalt war. Solche Spekulationen sind jedoch nichts anderes irreführende Überbleibsel der heidnischen Trinitätslehre. Melchisedek war voll und ganz Mensch. Absolut nichts in der Schrift deutet auf etwas anderes hin. Daher war er perfekt dazu geeignet, auf unseren Erlöser hinzuweisen, der, wie die Bibel uns sagt, ebenfalls völlig menschlich war.

Um die Menschheit zu erlösen, die durch Adam in Sünde gefallen war, musste auch der Erlöser vollkommen Mensch sein. „Denn wenn durch die Übertretung des Einen die Vielen gestorben sind, wieviel mehr ist die Gnade Jahuwahs und das Gnadengeschenk durch den einen Menschen Jahushua, den Christus, in überströmendem Maß zu den Vielen gekommen.“ (Römer 5,15.)

Da Jahushuas Natur vollständig menschlich war, konnte auch nur jemand, der ebenfalls ganz menschlich war, als Symbol bzw. Typus auf ihn hinweisen.

Die Hoffnung der Christen

Die Tatsache, dass der Mensch Melchisedek sowohl Priester als auch König war, erteilt uns eine sehr wichtige Lektion über Jahushua. Auch er ist sowohl ein Priester als auch ein König. Jahushua wurde, wie schon Melchisedek vor ihm, von Jahuwah selbst in dieses hohe, heilige Amt eingesetzt. Deshalb ist das Priestertum Jahushuas dem der levitischen Priester, die es aufgrund ihrer Abstammung ererbt haben, überlegen.

„Und insofern dies nicht ohne Eidschwur geschah – denn jene sind ohne Eidschwur Priester geworden, dieser aber mit einem Eid durch den, der zu ihm sprach:

Jahuwah hat geschworen,
und es wird ihn nicht gereuen:
Du bist Priester in Ewigkeit
nach der Weise Melchisedeks«
insofern ist Jahushua umso mehr
der Bürge eines besseren Bundes geworden.“
(Hebräer 7,20-22.)

Das levitische Priestertum endete am Kreuz. Doch das Priestertum Jahushuas besteht für immer. Das ist die Hoffnung der Christen:

„Und jene [= die Leviten] sind in großer Anzahl Priester geworden, weil der Tod sie am Bleiben hinderte; er aber hat, weil er in Ewigkeit bleibt, ein unübertragbares Priestertum. Daher kann er auch diejenigen vollkommen erretten, die durch ihn zu Jahuwah kommen, weil er für immer lebt, um für sie einzutreten.

Denn ein solcher Hoherpriester tat uns not, der heilig, unschuldig, unbefleckt, von den Sündern abgesondert und höher als die Himmel ist, der es nicht wie die Hohenpriester täglich nötig hat, zuerst für die eigenen Sünden Opfer darzubringen, danach für die des Volkes; denn dieses letztere hat er ein für alle Mal getan, indem er sich selbst als Opfer darbrachte. Denn das Gesetz bestimmt Menschen zu Hohenpriestern, die mit Schwachheit behaftet sind; das Wort des Eidschwurs aber, der nach der Einführung des Gesetzes erfolgte, den Sohn, der in Ewigkeit vollkommen ist.“ (Hebräer 7,23-28.)

Wie Melchisedek wurde Jahushua direkt von Jahuwah dazu bestimmt, sein besonderes Amt auszuführen. Und kraft seines vergossenen Blutes stehen alle, die seinen Tod, seine Auferstehung und seinen Dienst für sich persönlich akzeptieren, vor Jahuwah, als hätten sie nie gesündigt.

Weitere Informationen über den Priesterkönig Melchisedek und das, was seine Geschichte uns in Bezug auf den Heiland und den Erlösungsplan zeigt, sind in folgender WLC-Radioepisode zu finden: „Melchisedek, der ehemalige und zukünftige König“


melchizedek crowns
 

1 David Gates: "If". 1971.