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Des Christen Bürgerpflicht: Die wahre Bedeutung von Römer 13


Eine Passage im 13. Kapitel des Römerbriefes wird oft benutzt, um Christen dazu zu bringen, unrechten Gesetzen zu gehorchen und tyrannische Regierungen zu unterstützen. Doch die Heilige Schrift selbst widerspricht einer solchen Interpretation. Jahuwah hat nie befohlen, irdischen Verordnungen zu gehorchen, die sein eigenes Gesetz verletzen.


William Shakespeare war unbestritten der beste Schriftsteller, den die englische Sprache je gehabt hat. Er hat mehr Metaphern und Sprichworte zu dieser Sprache beigesteuert als jeder andere vor ihm und nach ihm. In den vierhundert Jahren seit seinem Tod haben seine Werke die Umgangssprache so sehr beeinflusst, dass man ihn oft zitiert, ohne sich dessen bewusst zu sein.

Einer dieser weitverbreiteten Shakespeare-Sprüche lautet: „Um sein Ziel zu erreichen, zitiert der Teufel sogar die Bibel.“ Und es stimmt! Eine der erfolgreichsten Betrugsstrategien Satans besteht im Gebrauch der Heiligen Schrift. Denn eine Lüge ist desto stärker, je mehr Wahrheit sie beinhaltet. Eine Falschaussage wird durch die Verknüpfung mit biblischer Wahrheit zur ernsthaften Stolperfalle für die, die ihren Glauben ernst nehmen.

Bei der Versuchung Jahushuas in der Wüste zitierte Satan Psalm 91,11-12. Dennoch ließ sich Jahuwahs Sohn nicht betrügen. Satan hatte beim Zitieren ein wichtiges Schlüsselwort im Vers ausgelassen und dadurch dessen Sinn entstellt. Das ist seine Art, die Bibel zu benutzen: Er zitiert sie entweder falsch oder liefert eine irreführende Interpretation zum Text.

Es ist wichtig für Christen, vor diesen teuflischen Kunstgriffen auf der Hut zu sein. Denn Regierungen und religiöse Institutionen benutzen sie gern, um Beachtung und Unterstützung für unbiblische Praktiken zu erzielen.

Die Schrift warnt vor einer globalen Instanz, welche in der Endzeit despotische Macht über alle Menschen ausübt. Lange Zeit haben die Gläubigen wie ein Bollwerk den Übergriffen des Bösen widerstanden. Daher erdachte der Teufel einen besonderen Weg. Er würde die Glaubenden auch angesichts seiner Angriffe passiv halten, die Tatsachen verdrehen und ihre Untätigkeit als ein gottgefälliges Verhalten rechtfertigen. Eine falsche Übersetzungsweise und Interpretation von Römer 13,1-7 bot hier die perfekte Lösung.

Bible in the Cosmos„Jedermann ordne sich den Obrigkeiten unter, die über ihn gesetzt sind; denn es gibt keine Obrigkeit, die nicht von Jahuwah wäre; die bestehenden Obrigkeiten aber sind von Jahuwah eingesetzt.

Wer sich also gegen die Obrigkeit auflehnt, der widersetzt sich der Ordnung Jahuwahs; die sich aber widersetzen, ziehen sich selbst die Verurteilung zu.

Denn die Herrscher sind nicht wegen guter Werke zu fürchten, sondern wegen böser. Wenn du dich also vor der Obrigkeit nicht fürchten willst, so tue das Gute, dann wirst du Lob von ihr empfangen!

Denn sie ist Gottes Dienerin, zu deinem Besten. Tust du aber Böses, so fürchte dich! Denn sie trägt das Schwert nicht umsonst; Gottes Dienerin ist sie, eine Rächerin zum Zorngericht an dem, der das Böse tut.

Darum ist es notwendig, sich unterzuordnen, nicht allein um des Zorngerichts, sondern auch um des Gewissens willen.

Deshalb zahlt ihr ja auch Steuern; denn sie sind Gottes Diener, die eben dazu beständig tätig sind.

So gebt nun jedermann, was ihr schuldig seid: Steuer, dem die Steuer, Zoll, dem der Zoll, Furcht, dem die Furcht, Ehre, dem die Ehre gebührt.“

Zweifellos ist der Herrscher des Universums der König der Könige und der Herr der Herren. Er „setzt Könige ab und setzt Könige ein“. (Daniel 2,21) Denn „Gott ist der Richter; den einen erniedrigt, den anderen erhöht er.“ (Psalm 75,8) Daher bestehen alle irdischen Autoritäten durch die Erlaubnis Jahuwahs. Und dennoch bedeutet dies nicht, dass sie dem Allerhöchsten dienen und als seine Diener Gehorsam verlangen dürfen. Die meisten irdischen Mächte dienen nämlich dem Wachstum des satanischen Reiches und nicht dem Reich Jahuwahs. Daher ist der Gläubige nur dann verpflichtet, sich ihren Gesetzen und Regeln zu unterstellen, wenn diese mit dem göttlichen Gesetz harmonieren.

Missinterpretation

Will man Römer 13 gebrauchen, um Untertänigkeit in Bezug auf unrechte Gesetze zu erzwingen, missinterpretiert man diesen Text. Die Bibel steckt voller Berichte über Menschen, die gegen menschliche Gesetze verstießen, um dem göttlichen Gesetzgeber gegenüber loyal zu bleiben. Im Vertrauen auf Jahuwah riskierten sie ihr Leben.

Einst ließ ein eitler König ein goldenes Standbild in der Ebene von Dura aufstellen und befahl allen, sich davor niederzuwerfen und es anzubeten. Doch drei Männer blieben Jahuwah treu, setzten ihr Leben auf's Spiel und antworteten ihm mutig: „Wisse, o König, dass wir deinen Göttern nicht dienen und auch das goldene Bild nicht anbeten werden, das du aufgestellt hast.“ (Siehe Daniel 3.)

Daniel in the Lion's Den, Briton Rivière (1890)

Daniel in der Löwengrube, Briton Rivière (1890)

Jahrzehnte später befand sich Daniel in einer ähnlichen Situation. Es war ein Gesetz erlassen worden, das die Anbetung Jahuwahs für einen gewissen Zeitraum unter Strafe stellte. Doch Daniel betete weiter wie zuvor und änderte nichts an seinen Gewohnheiten. Das kostete ihn einen hohen Preis: „Da befahl der König, dass man Daniel herbringe und in die Löwengrube werfe.“ (Daniel 16,17.) Die Regierung hatte ihre Befugnisse überschritten, als sie bestimmte, niemand solle einen Monat lang irgendeinen Gott verehren - sondern allein den König. Daniel war sich dessen bewusst. Er bekleidete selbst ein hohes Regierungsamt. Trotzdem befolgte er lieber treu das göttliche Gesetz, als sich den menschlichen Vorschriften zu unterwerfen.

Daniels Akt des Ungehorsams gegenüber diesem menschlichen Gesetz fand Jahuwahs Zustimmung. Als der König die Löwengrube am nächsten Morgen öffnen ließ, rief er nach Daniel. Dessen Antwort zeigt uns deutlich ein Prinzip: Die Pflicht zum Gehorsam gegenüber Jahuwah hat in jedem Fall Vorrang vor der menschlichen Bürgerpflicht. „O König, mögest Du ewig leben! Mein Elah1 (Gott) hat seinen Engel gesandt und den Rachen der Löwen verschlossen, dass sie mir kein Leid zufügten, weil vor ihm meine Unschuld offenbar war und ich auch dir gegenüber, o König, nichts Böses verübt habe!“ (Daniel 6, 22-23.)

Mein Elah (Mein Gott). Daniel verkündete, dass sein Elah den Göttern des Königs weit überlegen sei. Der Gehorsam seinen Geboten gegenüber hätte daher auch oberste Priorität, denn er sei der Elah, d.h. der Gott, der Götter. Es ist ein Prinzip der Gerechtigkeit, dass das Gesetz Jahuwahs nie um menschlicher Vorschriften oder Ansichten willen gebrochen werden darf.

Die Geschichte von Petrus und Johannes vor dem Hohen Rat von Jerusalem ist ein weiteres gutes Beispiel für die Anwendung dieses Grundsatzes. Wenn die Befehle der Menschen das Gesetz Jahuwahs verletzen, muss man den Menschen trotzen und dem Allerhöchsten gehorchen. Nachdem Jahuwah einen Lahmen durch Petrus geheilt hatte, ließen die Priester Petrus und Johannes verhaften.

Die Priester beratschlagten nun miteinander und sprachen: „Was sollen wir mit diesen Menschen tun? Denn dass ein offenkundiges Zeichen durch sie geschehen ist, das ist allen Bewohnern von Jerusalem bekannt, und wir können es nicht leugnen. Aber damit es sich nicht weiter unter dem Volk verbreitet, wollen wir ihnen ernstlich drohen, damit sie künftig zu keinem Menschen mehr in diesem Namen reden!“

Und sie ließen sie rufen und geboten ihnen, überhaupt nicht mehr in dem Namen Jahushuas zu reden noch zu lehren. (Apostelgeschichte 4, 15-18.)

persecuted Christian in prison

Die Schrift ist eindeutig: Egal, wie bedeutend die Autorität einer irdischen Macht auch sei, der Gläubige ist in erster Linie Jahuwah gegenüber verantwortlich. Wir müssen keinem irdischen Gesetz gehorchen, das Jahuwahs Gesetz bricht. „Man muss Jahuwah mehr gehorchen als den Menschen.“ (Apostelgeschichte 5,29.)

Die Antwort der Jünger war vom Geist Jahuwahs inspiriert. Auch sie verkündet den Grundsatz, den jeder befolgen sollte, der sich mit antigöttlichen Gesetzen konfrontiert sieht: „Aber Petrus und Johannes antworteten ihnen und sprachen: Entscheidet ihr selbst, ob es vor Gott (Eloah) recht ist, euch mehr zu gehorchen als Jahuwah! Denn es ist uns unmöglich, nicht von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben!“ (Apostelgeschichte 4, 19-20.)

Diese Geschichte ist aus einem weiteren Grund sehr interessant: Hier hatte eine nationale, religiöse Institution Gehorsam in Bezug auf ihre Anordnungen verlangt. Doch die Schrift ist eindeutig: Egal, wie bedeutend die Autorität einer irdischen Macht auch sei, der Gläubige ist in erster Linie Jahuwah gegenüber verantwortlich. Nur die irdischen Regeln, die das göttliche Recht nicht verletzen, sollen befolgt werden. Im Laufe der Zeit haben Millionen ihr Leben gelassen, weil sie ungerechten Gewalten widerstanden und Jahuwah treu blieben.

Falsche Übersetzungen

Die New International Version (NIV) ist eine Bibelübersetzung, die oft gebraucht wird, um die eigenen Ansichten zu rechtfertigen. Es ist leicht zu bemerken, aus welchem Grund dies geschieht, wenn man Römer 13 liest.

Jedermann ordne sich den Obrigkeiten unter, die über ihn gesetzt sind; denn es gibt keine Obrigkeit, die nicht von Jahuwah wäre; die bestehenden Obrigkeiten aber sind von Gott (Eloah) eingesetzt. Wer sich also gegen die Obrigkeit auflehnt, der widersetzt sich der Ordnung Jahuwahs; die sich aber widersetzen, ziehen sich selbst die Verurteilung zu. (Römer 13, 1-2.)

Was die King James Version mit „höheren Mächten“ übersetzt, übersetzt die NIV als “regierende Autoritäten”, die Schlachter-Bibel in der Version 2000 mit „Obrigkeiten“. Das hier gebrauchte Wort lautet exousia (#1849). Zwar beinhaltet es die Bedeutungen von Gewalt und Autorität, allerdings auch die Aspekte „Privileg“, „Freiheit“, „Herrschaft“ und „Freiheitsrecht“. Der Mensch ist von seinem Schöpfer mit Autorität ausgestattet worden – nämlich mit der Macht, für sich selbst entscheiden zu können, was er tun will. Es ist das Recht der freien Selbstbestimmung. Wenn das Wort „Freiheitsrechte“ oder „Gesetz der Freiheit“ in der Textpassage anstelle von Obrigkeit gebraucht wird, entsteht folgende Aussage:

„Jedermann ordne sich dem Gesetz der Freiheit unter, das über ihn gesetzt ist; denn es gibt kein Gesetz der Freiheit, das nicht von Jahuwah wäre; die bestehenden Freiheitsrechte aber sind von Jahuwah eingesetzt. Wer sich also gegen das Gesetz der Freiheit auflehnt, der widersetzt sich der Ordnung Jahuwahs; die sich aber widersetzen, ziehen sich selbst die Verurteilung zu. Denn die Herrscher sind nicht wegen guter Werke zu fürchten, sondern wegen böser. Wenn du dich also vor dem Gesetz der Freiheit nicht fürchten willst, so tue das Gute, dann wirst du Lob von ihm empfangen!“ (Römer 13, 1-3.)

Es ist extrem wichtig für Gläubige, die in der Endzeit leben, den Text in Römer 13 richtig zu verstehen. Denn der Missbrauch dieser Textpassage dient schon jetzt dazu, um die Unterordnung gegenüber den tyrannischen Gewalten dieser Welt zu erzwingen. In naher Zukunft wird man sie gebrauchen, um den falschen Ruhetag als Sabbat aufrechtzuerhalten. Prediger werden Kompromisse eingehen und ihre Gemeinden dazu drängen, dieses Menschengebot weiterhin anzuerkennen, obwohl es das Gesetz Jahuwahs bricht. Ein falsche Interpretation von Römer 13 kann gläubige Menschen verführen, menschengemachte Statuten zu befolgen und dadurch das gefürchtete Malzeichen des Tieres anzunehmen.

Diese Missinterpretation, welche Gesetze unterstützt, die dem göttlichen Gesetz widersprechen, ist also sowohl sachlich als auch moralisch verkehrt. Jahuwah hat keinem Menschen und auch keiner sonstigen Macht im Himmel oder auf der Erde Autorität verliehen, sein Gesetz zu negieren.

Dietrich Bonhoffer

Dietrich Bonhoffer, 1906-1945

Dietrich Bonhoeffer verstand dieses wichtige und gerechte Prinzip. Er lebte als überzeugter christlicher Pastor unter dem antichristlichen Regime der Nationalsozialisten in Deutschland. Zu dieser Zeit passten sich die meisten christlichen Gemeinschaften den Vorgaben der Nazis an. Sie begründeten diese Kapitulation mit Römer 13. Bonhoeffer, ein lutherischer Theologe, begriff, dass es sehr gefährlich ist, menschliche über göttliche Autorität zu stellen. Er ging sogar einen Schritt weiter. Seiner Ansicht nach ist jeder persönlich verantwortlich, ungerechten Obrigkeiten Widerstand entgegenzusetzen. Sein Zeitgenosse, der evangelische Pfarrer Martin Niemöller illustrierte die damals jedoch vorherrschende Passivität vieler Christen mit den Worten:

„Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist. Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Sozialdemokrat.  Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Gewerkschafter.  Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.“

Dietrich Bonhoeffer wurde 1943 verhaftet und eingesperrt. Das Arbeitslager, in welchem er interniert worden war, wurde von den Alliierten Truppen befreit - zwei Wochen nach seiner Hinrichtung.

Die Schrift befiehlt keinen blinden Gehorsam gegenüber irdischen Gewalten. Stattdessen lehrt sie uns, dass jeder, der Wahrheit und Heiligkeit liebt, die Verpflichtung hat, allem Verkehrten zu widerstehen. Das ist das genaue Gegenteil der weitverbreiteten Fehlinterpretation von Römer 13.

Auch Edmund Burke war ein Mann, der diesbezüglich Klarheit gewonnen hatte. Er betätigte sich als Schriftsteller, Staatsmann, Politikwissenschaftler und Philosoph. Ein ihm zugeschriebenes Zitat betont: “Nichts anderes braucht es zum Triumph des Bösen, als dass gute Menschen gar nichts tun.“

Es ist eine ernstliche Pflicht, für Wahrheit einzustehen. Es ist eine heilige Verpflichtung, dem Bösen in all seinen Formen Widerstand zu leisten. Regierungen, Mächte und Obrigkeiten besitzen ihre Positionen durch die Erlaubnis des Allmächtigen. Die Vollmacht ist nur an sie delegiert worden. Und als Bevollmächtigte sind sie auch selbst vor dem Schöpfer verantwortlich. In dem Augenblick, in dem sie sich anmaßen, Anordnungen zu treffen und Gesetze zu machen, welche das göttliche Recht verletzen, zerstören sie selbst die Autorität, die ihnen vom göttlichen Gesetzgeber verliehen wurde.

Prediger 12,13 fasst die Verantwortung des Menschen mit den Worten zusammen: „Lasst uns die Summe aller Lehre hören: Fürchte Gott (Eloah) und halte seine Gebote; denn das macht den ganzen Menschen aus [Übersetzter Wortlaut der Genfer Bibel 1599: „das macht die ganze Pflicht des Menschen aus“].“ Jede Seele ist vorrangig ihrem Schöpfer verantwortlich. Dieser Verpflichtung kann sich niemand entziehen. Irdische Regierungen können nur Gehorsam verlangen, wenn ihre Forderungen mit dem göttlichen Gesetz im Einklang sind. Denn dies ist es, wozu alle Menschen verpflichtet sind.


1H426, 'el-aw' (Chaldäisch); zusammenhängend mit H433: Eloah