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Verdanken wir die Bibel der Römisch Katholischen Kirche?

Council of NicæaEine wachsende Anzahl von Menschen, die die Wahrheit mit ehrlichem Herzen suchen, stolpert über eine alarmierende Behauptung: „Die Welt verdankt die Bibel in der Form, wie wir sie heute kennen, der Römisch Katholischen Kirche. Beim Konzil zu Nicäa wählten die Bischöfe aus, welche Schriften inspiriert seien und in den Inhalt aufgenommen werden sollten und welche nicht.“

Wenn diese Ansicht wahr wäre, würde sofort folgendes Problem auftauchen: Die Römisch Katholische Kirche lehrt und praktiziert sehr viele antichristliche Glaubensinhalte. Wie kann man sich dann sicher sein, dass die moderne Bibel das ursprüngliche Wort Jahuwahs ist? Was, wenn die Kirche Bücher von der Aufnahme in den Kanon der Bibel ausschloss, die doch hineingehörten? Wenn sie für die Fassung unserer Bibel verantwortlich ist, kann der Text, den wir lesen, doch nicht mehr korrekt sein!

Die Idee der alleinigen Zuständigkeit und Verantwortlichkeit der Römisch Katholischen Kirche für die Bibel stammt von - römischen Katholiken. Das sollte uns nicht überraschen. Die Gründe für diesen unglaublichen Anspruch finden wir in der Schrift The Faith of Millions: The Credentials of the Catholic Religion (Der Glaube von Millionen: Die Glaubenspunkte der Katholischen Religion):

Es war die Katholische Kirche, die all diese Bücher [des Neuen Testaments] zu einem Werk zusammenstellte und so der Welt das gab, was wir heute als die Bibel bezeichnen...

1. Das gesamte Neue Testament wurde von Katholiken verfasst.
2. Der heilige Petrus, der erste Papst der Katholischen Kirche, ist der Autor von zwei neutestamentlichen Briefen.
3. Die Katholische Kirche stellte den Kanon des Neuen Testaments zusammen, also die Liste der Bücher, die darin enthalten sein sollten.
4. Die Lehre der Katholischen Kirche, dass Gott alle Bücher des Neuen Testaments inspiriert hat, begründet die alleinige Autorität in Bezug auf den universellen Glauben von Katholiken und Protestanten, da allein hinter ihr Inspiration steht.
5. Die Katholische Kirche existierte, bevor das Neue Testament entstand.
6. Die Katholische Kirche ist die Mutter des Neuen Testaments.

Hätte sie nicht die Schriften ihrer Kinder gründlich geprüft, einige verworfen und andere als würdig akzeptiert, gäbe es heute kein Neues Testament.

Hätte sie nicht verkündet, dass die neutestamentlichen Bücher das inspirierte Wort Gottes wären, wäre uns dies gar nicht bekannt.

Wenn Nicht-Katholiken behaupten, dass die Bibel von Gott inspiriert ist, können sie sich dabei nur auf die Autorität der Katholischen Kirche stützen. Wenn sie diese Kirche ablehnen, entfällt ihre logische Begründung für die Inspiriertheit der Schriften, auf der alle Protestanten jedoch bestehen.(1)

Der Autor dieser merkwürdigen Aussagen führt seine Leser in die Irre. Listig und schlau verdreht er die Worte. Indem er durchweg den Begriff “Katholische Kirche“ benutzt, glaubt man, er meine die Römisch Katholische Kirche. Doch damit befindet man sich auf dem Holzweg. Die Historie zeigt uns ein anderes Bild: Die Römisch Katholische Kirche entstand erst einige Jahrhunderte nach der Niederschrift des Neuen Testaments. Sie hat also nicht vor seiner Entstehung bereits bestanden und kann daher auch nicht die “Mutter des Neuen Testaments“ genannt werden. Aus demselben Grund können seine Autoren auch keine Römischen Katholiken gewesen sein! Doch genau an diesem Punkt setzt das Missverständnis ein.

Der Autor macht Aussagen über die “Katholische Kirche“ - und nicht wörtlich über die Römisch Katholische Kirche. Das Wort „katholisch“ bedeutet so viel wie „universal“, „allumfassend“, „ganzheitlich“. Nur in diesem Sinne sind die Schreiber des Neuen Testaments katholisch, weil sie Teil des universellen Leibes Jahushuas sind, der aus allen Gläubigen besteht und schon lange vor der neutestamentlichen Zeit existierte.

catholic

Ist die Urheberschaft Jahuwahs für die Bibel etwa nur gegeben, wenn der Papst diese verkündet? Steht der Papst also über Jahuwah selbst? Dem ist nicht so. Deshalb ist die These, dass die Autorität der Römisch Katholischen Kirche die einzige „logische Begründung für die Inspiriertheit der Schriften“ liefere, sowohl verkehrt als auch blasphemisch. Sie schreibt dieser Kirche einen der Bibel übergeordneten Rang zu und versucht dadurch, die Aussagekraft und Autorität der Schrift selbst zu schwächen.

Betrachten wir einmal solcherlei Behauptungen im Licht dokumentierter, geschichtlicher Fakten!

Das Konzil zu Nicäa (322-325 v. Chr.) wurde von Konstantin I. einberufen, um die Einheit der Kirche zu erreichen. Er wollte die verschiedenen Strömungen unter denen, die sich als Christen verstanden, zusammenführen, um daraus politische Vorteile zu ziehen. Von diesem Konzil stammt auch das Nicäische Glaubensbekenntnis.

Das Bekenntnis von Nicäa

„Wir glauben an den einen Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer alles Sichtbaren und Unsichtbaren. Und an den einen Herrn Jesus Christus, den Sohn Gottes, der als Einziggeborener aus dem Vater gezeugt ist [das heißt: aus dem Wesen des Vaters], Gott aus Gott, Licht aus Licht, wahrer Gott aus wahrem Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater; durch den alles geworden ist, was im Himmel und was auf Erden ist; der für uns Menschen und wegen unseres Heils herabgestiegen und Fleisch geworden ist, Mensch geworden ist, gelitten hat und am dritten Tage auferstanden ist, aufgestiegen ist zum Himmel, kommen wird um die Lebenden und die Toten zu richten; und an den Heiligen Geist. [...]“

Allerdings existieren keine bekannten Aufzeichnungen darüber, ob bei dieser Versammlung auch diskutiert wurde, welche Bücher in den biblischen Kanon gehören und welche nicht.

Schon vor dem Konzil zu Nicäa war das Neue Testament (in seiner jetzigen Form) im Umlauf und wurde als inspiriert betrachtet. Bis zum Jahr 95 nach Chr. waren alle heute enthaltenen Bücher bereits verfasst. Unter den ersten Christen zirkulierten die Briefe des Paulus schon zu dessen Lebzeiten. Er selbst riet den Gläubigen in Kolossae: „Und wenn der Brief bei euch gelesen ist, so sorgt dafür, dass er auch in der Gemeinde der Laodizeer gelesen wird, und dass ihr auch den aus Laodizea lest.“ (Kolosser 4,16.) Damit vergleichbar ist die Anordnung: „Ich beschwöre euch bei dem Herrn, dass dieser Brief allen heiligen Brüdern vorgelesen wird.“ (1. Thessalonicher 5,27.)

Um die Mitte des 2. Jahrhunderts wurden die vier Evangelien im Verbund verbreitet. Justin der Märtyrer (100-160 n. Chr.) zitierte die neutestamentlichen Schriften nicht mit Autorenangabe, sondern bezog sich auf diese mit den Worten „es wurde niedergeschrieben“ oder „laut der Erinnerung der Apostel“. Ihm war auch bekannt, dass es mehrere Evangelien gab: „Denn die Apostel haben in denen von ihnen stammenden Denkwürdigkeiten, welche Evangelien heißen, überliefert, es sei ihnen folgende Anweisung gegeben worden: Jesus habe Brot genommen, Dank gesagt und gesprochen: „Das tut zu meinem Gedächtnis“.(2)

Justin Martyr by Theophanes the Cretan

Justin der Märtyrer (Thophanes von Kreta)

Zwischen 170-175 n. Chr. verfasste Tatian, ein Schüler Justins, eine Zusammenfassung der vier Evangelien, welche als Diatessaron bekannt wurde. Sie wurde in einigen Kreisen gebraucht und diente manchmal sogar als Evangelienersatz, doch sie konnte sich nicht lange halten. Dennoch zeigt sich hier, dass die Gemeinden begannen, nur diese vier Evangelien als authentisch anzuerkennen.(3)

Dies ist ein wesentlicher Punkt. Denn die gnostischen Evangelien, welche erst zwischen dem zweiten und dem vierten Jahrhundert entstanden, wurden als Quellen abgelehnt. Die „Gnosis“ war eine von der ursprünglichen Lehre abweichende Strömung innerhalb der christlichen Gemeinden. Gnostiker glaubten, dass die Welt von einer Untergottheit regiert wird und dass Christus von der höheren Gottheit zur Erde gesandt wurde, um seinen Nachfolgern ein geheimes Wissen zu vermitteln. 1945 wurden gnostische Evangelien in Nag Hammadi (Ägypten) gefunden. Sie beinhalteten Mythen und einige Gedichte und außerdem Sprüche und Lehren, die dort Jahushua zugeschrieben werden, sich jedoch auffallend von dessen neutestamentlichen Aussagen unterscheiden.

Irenäus, Clemens von Alexandrien und Tertullian zitierten, erwähnten und benannten alle neutestamentlichen Bücher außer Philemon, Judas, Jakobus, den 2. Petrusbrief und den 2. und 3. Johannesbrief. Jahrzehnte vor dem Konzil zu Nicäa erstellte Origines (185-254 n. Chr.) eine Liste mit den Namen aller Bücher des Alten und des Neuen Testaments! Eusebius, der sogenannte „Vater der Kirchengeschichte“, berichtete von der Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian. Darin zählte auch er alle neutestamentlichen Bücher auf. All diese Autoren, die vor der Entstehung der Römisch Katholischen Kirche schrieben, kannten die Werke, die heute unser Neues Testament bilden und hielten ihre Zusammenstellung für verlässlich. Dasselbe tat später Athanasius, der Bischof von Alexandria (295-373 n. Chr.).

Der Kanon Muratori stammt aus dem 8. Jahrhundert und ist die lateinische Übersetzung einer zwischen 170 und 200 n. Chr. wahrscheinlich auf Griechisch verfassten Schrift. Der Anfang fehlt zwar im Fragment, doch Lukas und Johannes werden als drittes und viertes Evangelium genannt. Außerdem führt die Liste die Apostelgeschichte, die Palusbriefe, Judas sowie den 1. und den 2. Johannesbrief auf. Allerdings fehlen der Brief an die Hebräer, der 3. Johannesbrief, Jakobus und die zwei Petrusbriefe. Auch dieses griechische Fragment war kein römisch katholisches Dokument.

Die Römisch-Katholische Kirche existierte während der ersten drei Jahrhunderte nach Christus nicht. Sie entwickelte sich erst nach Konstantins Toleranzedikt. Dieser Prozess nahm mehrere Jahrhunderte in Anpruch.

Nicht lange nach dem Konzil zu Nicäa, nämlich im Jahr 367, versandte Athanasius seinen „Osterbrief“. In diesem zählte er die 27 neutestamentlichen Bücher auf. Bei der Synode von Hippo (393 n. Chr.) bezog man sich auf eine Liste von Schriften, die im Gottesdienst gelesen werden sollten. Leider ist heute keine Quelle aus erster Hand mehr über diese Synode erhalten. Der genannte Fakt ist uns jedoch durch Quellenmaterial über die Synode von Karthago bekannt (397 n. Chr.). „Doch auch dieses historische Material von Karthago, Kanon 24, listet nicht jedes einzelne Buch auf. Zum Beispiel heißt es dort „die Evangelien: vier Bücher...“. Der einzige Grund für diese Aufzählung bestand darin, die “Heiligkeit“ der Werke und ihre Eignung zum Vorlesen im Gottesdienst zu bestätigen oder abzulehnen. Es findet sich jedoch kein Kommentar darüber, warum und ob dieser Liste überhaupt zugestimmt wurde.“(4)

Im Licht dieser Aspekte ist der Anspruch der Römisch Katholischen Kirche, dass sie der einzige Wächter und Bewahrer der Heiligen Schriften auf dem Weg zu unserer Gegenwart gewesen sei, nicht nur großspurig, sondern schlichtweg falsch. Die Bibel ist kein römisch katholisches Buch. Sie wurde auch nicht von römischen Katholiken verfasst. Ihre Lehre und ihr Gemeindeverständnis entsprechen auch nicht der römisch katholischen Lehre und dem römisch katholischen Kirchenverständnis. Alle neutestamentlichen Schriften wurden innerhalb des ersten Jahrhunderts nach Christus abgefasst. Sie waren somit inhaltlich vollkommen unabhängig von der Institution der Römisch Katholischen Kirche. Denn diese begann erst ein paar Jahrhunderte nach dem Tod der Apostel, sich zu dem zu entwickeln, was sie heute ist. Die Römisch Katholische Kirche verkörpert nicht die ursprüngliche und wahre Gemeinde. Ihre Geburt wurde durch erst durch grobe Abweichungen vom Wesen der neutestamentlichen Gemeinden und dessen Korrumpierung ermöglicht.(5)

Welche der unter den frühen Christen verbreiteten Schriften sind nun vom Geist Jahuwahs inspriert und sollten zum Kanon des Neuen Testaments gerechnet werden? Um dies zu ermitteln, benutzte man vier Kriterien.

1. Der Autor war entweder ein Apostel oder mit einem Apostel eng verbunden oder ein Augenzeuge der beschriebenen Ereignisse.
2. Das Buch besaß unter den frühen Gläubigen eine hohe Akzeptanz und wurde von ihnen als wahrhaftig betrachtet.
3. Die enthaltenen Lehren standen in Harmonie mit denen von anderen inspirierten Büchern.
4. Der Inhalt des Buches war in der Lage, das Werk des Heiligen Geistes zu fördern, nämlich dem Leser moralische Richtlinien und geistliche Werte ins Herz zu pflanzen.

Das Projekt „Bibel“ beruht nicht auf einer Kirche. Es begann auch nicht mit der zündenden Idee irgendeines Menschen. Kein Konzil kann dafür sorgen, dass ein Buch „von Jahuwah inspiriert“ ist. Die verschiedenen Aufzeichnungen der Konzilien belegen nur, dass sie ebenfalls anerkannten, was schon die ersten Gemeinden als inspiriert betrachtet hatten. Michael J. Kruger, Autor des Buches The Question of Canon, stellt fest:

Wenn Leute bemerken, dass Nicäa den Kanon nicht zusammengestellt hat, stellen sie sich für gewöhnlich die Frage: „Welches Konzil war es dann?“ Denn wie können wir einen Kanon besitzen, der nicht auf einem autoritativen, offiziellen Akt der Kirche beruht, der ihn bestimmte? Irgendeine Gruppe von Leuten muss doch darüber abgestimmt haben! Oder?

Die ganze Diskussion fußt auf einer Annahme in Bezug auf das Neue Testament, nämlich, dass ein Kirchenkonzil dafür verantwortlich ist oder zu sein hat. Diese These sollte endlich korrigiert werden. Denn wenn wir einen Blick in die frühe Kirchengeschichte wagen, werden wir ein solches Konzil nicht finden. Es gab Konzile, die Erklärungen zum Kanon abgaben (Laodizea, Hippo, Karthago). Doch auf diesen Versammlungen wurden keine Bücher ausgewählt. Es wurden die Bücher erwähnt und bestätigt, von denen die Mitglieder glaubten, dass diese als fundamentale Dokumente des christlichen Glaubens gedient und gewirkt hatten. Mit anderen Worten: Auf diesen Zusammenkünften wurde verkündet, dass die Schriften in der Vergangenheit anerkannt wurden – ohne, dass man darauf noch nach Gutdünken Einfluss nehmen konnte.

Man brauchte das Rad nicht neu erfinden. Hier wurde der Kanon weder erschaffen noch autorisiert noch festgelegt. Die Konzilsväter konnten sich nur in die Reihe derer einreihen, die den schon bestehenden Kanon akzeptiert hatten.(6)

Jahuwah selbst ist dafür verantwortlich, dass der Welt diese inspirierten Schriften geschenkt wurden, weil er selbst deren alleiniger Urheber ist. „Die ganze Schrift ist von Jahuwah eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Jahuwahs ganz zubereitet sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet.“ (2. Timotheus 3,16-17.)

Yahuwah's Holy Bible

Studiere die Heilige Schrift selbst. Vertraue deine Fragen deinem Schöpfer an. Er hat versprochen, dich in alle Wahrheit zu leiten. „Wenn es aber jemand an Weisheit mangelt, so erbitte er sie von Jahuwah, der allen gern und ohne Vorwurf gibt, so wird sie ihm gegeben werden. Er bitte aber im Glauben und zweifle nicht; denn wer zweifelt, gleicht einer Meereswoge, die vom Wind getrieben und hin- und hergeworfen wird.“ (Jakobus 1,5-6.)

Sei dir gewiss, dass die Bibel für dich persönlich das Wort des Einen und Allmächtigen ist. Wer sich selbst Jahuwah anvertraut, wird mit Weisheit und Verständnis beschenkt werden, um IHN durch sein Wort immer besser kennenzulernen.


(1) John Anthony O'Brien: The Faith of Millions, S. 127.
(2) Justin der Märtyrer, Apologie I, 66.
(3) „How the New Testament Canon was Formed“ http://www.churchhistory101. com/new-testament-canon.php. Diatessaron stammt von den griechischen Worten dia tessaron und bedeutet „aus vieren“.
(4) Ebd.
(5) „Did the Catholic Church Give Us the Bible?“ http://www.bible.ca/cath- bible-origin.htm
(6) Michael J. Kruger: „The NT Canon Was Not Decided At Nicea – Nor Any Other Church Council.“