Calvin ließ theologische Rivalen ermorden: Und seine falsche Bibelauslegung rechtfertigte dies!
Johannes Calvins Bibelauslegung rechtfertigte in seinen Augen den Mord an seinen theologischen Gegnern. Er schlug den Opfern nicht selbst die Köpfe ab. Er zündete auch nicht die Feuer an, durch welche die Ketzer bei lebendigem Leib verbrannten. Aber in seinen Predigten über das Alte und das Neue Testament behauptete Johannes Calvin, es stünde im Einklang mit Gottes Interessen, immer noch die Todesstrafe zu verhängen und durchzuführen.
Wie war das möglich? Calvin glaubte nicht, dass alle Forderungen des Alten Bundes durch den von Jahushua gebrachten Neuen Bund außer Kraft gesetzt worden waren. Er glaubte nicht an die einfache Aussage des Hebräerbriefes: „Indem er sagt: »Einen neuen«, hat er den ersten Bund für veraltet erklärt; was aber veraltet ist und sich überlebt hat, das wird bald verschwinden.“ (Hebräer 8,13.) Er umging daher auch die Schlussfolgerung des Paulus: „So ist also das Gesetz unser Lehrmeister geworden auf Christus hin, damit wir aus Glauben gerechtfertigt würden. Nachdem aber der Glaube gekommen ist, sind wir nicht mehr unter dem Lehrmeister.“ (Galater 3,24-25; vgl. Römer 10,4.) Calvin verwarf diese Hinweise aus dem Neuen Testament und entschied, dass die Sittengesetze des Alten Bundes, also die Gesetze der Thora, weiterhin gelten sollten. Und daraus folgte als moralische Notwendigkeit die Hinrichtung von Menschen, die Calvins „reine Lehre“ nicht vertraten.
Er rechtfertigte die Todesstrafe für Ketzer ausdrücklich mit 3. Mose 24,16: „…und wer den Namen des Herrn lästert, der soll unbedingt getötet werden! Die ganze Gemeinde soll ihn unbedingt steinigen, sei es ein Fremdling oder ein Einheimischer; wenn er den Namen lästert, so soll er sterben!“
Jesu Lehre, man solle seine Feinde lieben, hielt Calvin nicht davon ab, den Tod seiner theologischen Feinde zu billigen und sogar zu befürworten. Die Anweisungen des Apostels Paulus für den Umgang mit Menschen, die eine andere theologische Sichtweise haben, wurden ebenfalls ignoriert: „Ein Knecht des Herrn aber soll nicht streiten, sondern milde sein gegen jedermann, fähig zu lehren, geduldig im Ertragen von Bosheiten; er soll mit Sanftmut die Widerspenstigen zurechtweisen, ob ihnen Gott nicht noch Buße geben möchte zur Erkenntnis der Wahrheit“. (2. Timotheus 2,24-25.) Calvin wies Menschen, die andere Ansichten hatten, nicht geduldig und sanftmütig darauf hin. Er verlangte Enthauptungen, sprach Morddrohungen aus und lobte Gott dafür, dass Ketzer gefoltert wurden.
In einem Brief brachte er seine theologisch verstärkte Rachsucht zum Ausdruck:
„Ich bin davon überzeugt, dass es nicht ohne den besonderen Willen Gottes geschieht, dass die Verbrecher, abgesehen von dem Urteil der Richter, langwierige Qualen durch die Hände des Henkers erdulden mussten“. - Calvins Brief an Farel vom 24. Juli (Weitere Informationen dazu: Selected Works of John Calvin.)
Calvin glaubte, dass Gott dafür sorgen würde, dass Kriminelle unter der Folter nicht zu schnell starben. Diese rachsüchtige Haltung und seine Befürwortung überholter Gesetze, welche die Hinrichtung theologischer Gegner legitimeren sollten, klingen für manch einen eher nach ISIS als nach Jesus.
Calvins Kampf gegen Ketzer
Persönliche Korrespondenzen und die Aufzeichnungen des Stadtrats offenbaren Johannes Calvins außergewöhnlich großen Einfluss in Genf. Nachdem er strenge moralische Standards erzwungen hatte, wollte er durchsetzen, dass die Kirche nach Belieben Menschen exkommunizieren konnte. Obwohl er 1538 gebeten wurde, Genf zu verlassen, luden ihn Genfer Beamte im Jahr 1541 ein, wieder zurückzukehren, um die Kirchenspaltung aufzuhalten. Nach seiner Rückkehr billigte der Stadtrat Calvins kirchliche Verordnungen, die auch die Einrichtung des Konsistoriums beinhalteten. Das Konsistorium (ein kirchliches Gericht, das die Disziplin der Genfer Bürger überwachte) traf sich jeden Donnerstag, um bestimmte Fälle zu überprüfen. […] Calvin war Vorsitzender dieses Gerichtes. Obwohl das Konsistorium nicht die Macht hatte, Verurteilte zu inhaftieren, zu verbannen oder zu töten, konnte Calvin die städtischen Magistrate davon überzeugen, diese Strafen dennoch auszuführen, wenn seine theologischen Gegner ihm weiter widersprachen.
Jacques Gruet war ein Theologe, der andere Ansichten als Calvin vertrat. Als er einen Brief auf Calvins Kanzel legte und ihn als Heuchler bezeichnete, wurde er verhaftet. Dann wurde er einen Monat lang gefoltert und am 26. Juli 1547 enthauptet. Gruets eigenes theologisches Buch wurde später gefunden und samt seinem Haus verbrannt. Seine Frau wurde zuvor aus dem Haus hinausgeworfen und musste dies alles von der Straße aus beobachten.
Michael Servetus, ein spanischer Arzt, Gelehrter und Theologe, erlitt ein noch schlimmeres Schicksal. Er war ein langjähriger Bekannter Calvins, der sich der Autorität der römisch-katholischen Kirche widersetzte. Er verärgerte Calvin jedoch, indem er ihm ein Exemplar der Institutio Christianae Religionis, die Calvin verfasst hatte, mit kritischen Anmerkungen am Rande zurückgab. Wie reagierte Calvin darauf? Man kann seine Erklärung in einem Brief nachlesen, den er an einen Freund schrieb:
„Servetus bietet an, hierherzukommen, wenn es mir genehm ist. Aber ich bin nicht bereit, mein Wort für seine Sicherheit zu verpfänden. Denn wenn er kommen sollte, werde ich ihm niemals erlauben, lebendig wieder abzureisen, vorausgesetzt, meine Autorität ist von irgendeiner Bedeutung.“ – Brief an Farel, 13. Februar 1546.
Als Servetus doch nach Genf kam und Calvins Predigt im sonntäglichen Gottesdienst besuchte, ließ Calvin ihn verhaften und wegen Ketzerei anklagen. Zu den 38 Anklagepunkten gehörte unter anderem, dass Servetus die Trinitätslehre und die Kindertaufe ablehnte. Die Magistrate der Stadt verurteilte ihn zum Tode. Zwar bat Calvin, dass Servetus durch Enthauptung anstatt durch den Scheiterhaufen hingerichtet werden sollte, doch ohne Erfolg. Manche sehen in diesem Versuch Calvins einen Ausdruck des Mitleids, weil er sich für eine humanere Hinrichtungsmethode aussprach. Dennoch darf man nicht übersehen, dass er die Ermordung von Servetus und allen Ketzern befürwortete.
Am 27. Oktober des Jahres 1553 fand die Hinrichtung statt. Man benutzte dabei noch feuchtes Holz für den Scheiterhaufen, so dass man Servetus lebendig von den Füßen aufwärts langsam verbrannte. 30 Minuten lang schrie er um Gnade und betete zu Jesus, während das Feuer sich an seinem Körper emporarbeitete – hin zu dem theologischen Buch, das man ihm als Symbol seiner Ketzerei um den Hals gehängt hatte. Später schrieb Calvin über diese Hinrichtung:
Wenn man mit Calvins Gottesbild nicht übereinstimmte, beging man damit seiner Ansicht nach ein todeswürdiges Verbrechen. Denn so interpretierte er 3. Mose 24,16.
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„Servetus […] hat die Strafe erlitten, die er aufgrund seiner Irrlehren verdient hat. Aber geschah dies durch meinen Willen? Ganz sicher hat seine eigene Arroganz nicht weniger als seine Respektlosigkeit dafür gesorgt, ihn zu vernichten. Und was für ein Verbrechen sollte ich dabei begangen haben, wenn unser Rat – zwar aufgrund meiner Empfehlung, aber in Übereinstimmung mit der Meinung mehrerer Kirchen – Rache an ihm nahm für seine abscheulichen Lästerungen?“
Wie war es möglich, dass solche Folter geduldet und sogar verteidigt wurde? Im November des Jahres 1552 hatte der Rat von Genf Calvins Werk Institutio Christianae Religionis (Unterricht in der christlichen Religion) als eine „heilige Lehre“ bezeichnet, „gegen die kein Mensch sprechen dürfe“. Wenn man also mit Calvins Gottesbild nicht übereinstimmte, beging man damit ein Verbrechen, das mit der Todesstrafe geahndet werden musste. Denn so interpretierte Johannes Calvin 3. Mose 24, Vers 16. Die Aufzeichnungen des Stadtrates von Genf enthalten beispielsweise ein Urteil gegen einen Mann, der öffentlich gegen Calvins Lehre der Prädestination protestiert hatte. Dieser wurde an allen wichtigen Kreuzungen der Stadt ausgepeitscht und danach der Stadt verwiesen. (Vgl.: The Minutes Book of the Geneva City Council, 1541-59, in: Stefan Zweig: Erasmus - The Right to Heresy.) Es war einfach nicht möglich, Calvin in seiner eigenen Stadt zu widersprechen.
Eine schlechte Bibelauslegung kann Menschen das Leben kosten
Johannes Calvin argumentierte: „Wer auch immer nun behauptet, dass es ungerecht sei, Ketzer und Lästerer hinzurichten, macht sich bewusst und willentlich zu ihrem Mitschuldigen. Hier spricht nicht menschliche Autorität, sondern es ist Gott, der spricht und es seiner Kirche als ewige Regel vorschreibt.“
Eine schlechte Bibelauslegung kann dazu führen, dass man ein falsches Gottesbild bekommt und sich von seinem Schöpfer abwendet. Sie kann bewirken, dass man Angst vor Gottes Forderungen hat oder dass man aus seinen eigenen Glaubensgrundsätzen ein falsches Sicherheitsgefühl zieht. Sie kann allerdings auch zum Tode führen. Johannes Calvin rechtfertigte die Ermordung Andersdenkender mit seiner Interpretation zu biblischen Texten. Diese Haltung ist zwar nicht repräsentativ für sein ganzes Leben oder für seine Verdienste gegenüber der Protestantischen Kirche. Aber wir tun gut daran, wenn wir aus seinen Fehlern lernen.
Calvin orientierte sich an Augustinus, der das Verbrennen von Ketzern mit der Bibel begründete. Augustinus entschuldigte diese extreme Maßnahme mit seiner Interpretation von Lukas 14, Verse 16-24. Dort wird das Gleichnis Jesu vom großen Gastmahl erzählt. Weil der Hausherr im Gleichnis noch nicht genug Gäste für sein Gastmahl zusammen hatte, befahl er einen Dienern in Lukas 14, 23: „Geh hinaus an die Landstraßen und Zäune und nötige sie hereinzukommen, damit mein Haus voll werde!“ Augustinus und Calvin glaubten, dass das Verbrennen von Ketzern mehr Menschen dazu nötigen würde, in ihre Gotteshäuser zu kommen. Es ist ein schwerwiegender hermeneutischer Fehler, wenn man hier das Wort „nötigen“ aus dem Zusammenhang reißt und es als eine Lizenz zum Töten benutzt – ohne dabei die Lehre Jesu zu beachten, dass man sogar seine Feinde lieben soll. Denn jeder Bestandteil der Lehre Jesu muss im Licht all seiner anderen Lehren ausgelegt und verstanden werden.
(Quelle: http://www.reenactingtheway.com/blog/john-calvin-had-people-killed-and-bad-bible-interpretation-justified-it Eig. Übersetzung.)
WLC-Anmerkung: Im Buch der Offenbarung werden wir gewarnt, dass es – kurz bevor Jahushua als König der Könige und Herr der Herren zur Erde zurückkehrt, um über sie zu herrschen – eine weltweite religiöse Verfolgung gegenüber denen geben wird, die sich dem religiösen Mainstream nicht anschließen. Jenen Menschen, die auf ihr Gewissen hören und sich daher in Opposition gegenüber zivilrechtlichen und religiösen Vorschriften befinden, wird man das Recht, zu kaufen und zu verkaufen, verweigern. Nicht wenige werden ihren Widerstand mit ihrem Leben bezahlen müssen, weil sie ihre eigenen Glaubensüberzeugungen nicht aufgeben und sich den weltweiten Religionsgesetzen nicht unterordnen. Vor diesem Hintergrund möchten wir diesen Artikel mit euch teilen. Er soll uns als Erinnerung und als Warnung dienen: Es ist nie gut, religiöse Überzeugungen und Dogmen anderen Menschen aufzuzwingen.
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